Produktive, flexible und leistungsfähige Mitarbeiter?

Ältere Mitarbeiter sind mit vielen Zuschreibungen konfrontiert. Doch was ist dran? Wer ist unterm Strich produktiver – jüngere oder ältere Arbeitnehmer?

Wahrscheinlich denken die meisten Menschen bei den Attributen „produktiv, flexibel und leistungsfähig“ an alles, außer an ältere Mitarbeiter oder Erwerbstätige der Generation „50 plus“. Hohe Produktivität und Effektivität war bisher oftmals mit jung und dynamisch gekoppelt. Bilder und Zusammenhänge, die unweigerlich entstehen, geprägt werden und sich halten. Bis ein neues Verständnis Einzug hält und bekannte Vorstellungen verworfen werden, oder in diesem Fall eher verworfen werden müssen.

Überdenken, Überprüfen, Umdenken

Dank des demografischen Wandels mit Veränderung der gesellschaftlichen Altersstruktur nimmt die Zahl der älteren Beschäftigen stetig zu, sodass jedes Unternehmen gut daran tut, die bisherigen Zuschreibungen zu „jung“ und „alt“ zu überdenken und zu überprüfen. Alles andere könnte man sich wohl gar nicht mehr erlauben, geschweige denn leisten. Wir beteiligen uns gerne daran, bekannte Mythen in Frage zu stellen. Hier einige davon, mit bedeutsamen Korrekturmöglichkeiten:

Nein! Laut einer Studie des Demografie Netzwerkes von 2011 (Börsch-Supan und Weiss) nimmt die Produktivität mit zunehmendem Lebensalter nicht unbedingt ab, sondern sogar zu. Die Forscher geben an, dass die physische Leistungsfähigkeit zwar sinke, was jedoch durch andere Qualitäten mehr als kompensiert werden könne. Dies seien vorrangig Fähigkeiten, die sich im Laufe des (Arbeits)Lebens entwickeln, wie Erfahrung, Teamarbeit und richtige Entscheidungen in schwierigen Situationen. Die Daten für diese Studie wurden im übrigen an einer standardisierten und damit messbaren Produktionsstätte erhoben (Mercedes Benz Lastwagenfabrik Wörth).

Quelle: Demografie Netzwerk e.V., A.Börsch-Supan und M. Weiss, Mannheim Research Institute for the Economics of Aging, 05/2011

Nein! Auch hier zeigt sich Überraschendes. Aktuelles Beispiel sind Zwischenergebnisse einer Studie der Jacobs University Bremen in Kooperation mit Vodafone Deutschland von 2012. Mit der bemerkenswerten Erkenntnis, dass die Bereitschaft zur Veränderung bei den 36-50 Jährigen höher sei, als bei der Mitarbeitergruppe zwischen 18 und 35 Jahren. Das Pilotprojekt untersuchte unter anderem die Auswirkungen von steigendem Lebensalter auf die Innovationsfähigkeit und ein lebenslanges Lernen.

Quelle: Pressemitteilung Vodafone Deutschland, in Kooperation mit der Jacobs University Bremen, Demografiefeste Personalpolitik, 10/2012

Weder Ja noch Nein! Einer Studie von 2013 der Universitäten Hongkong und Georgia (Ng und Feldmann) zufolge waren ältere Mitarbeiter weder seelisch noch körperlich häufiger krank als jüngere Kollegen (1). Die geringere Krankheitshäufigkeit wird beispielsweise von einem Gesundheitsbericht der Techniker Krankenkasse von 2013 bestätigt. Allerdings wird darin auch erwähnt, dass die Krankheitsdauer bei älteren Beschäftigten zunimmt. Somit steigt der Krankenstand laut dem Bericht der TK von 2013 mit dem Alter kontinuierlich an (2). Hier lassen sich noch viele Unterpunkte differenzieren, wie Art der Tätigkeit, Geschlecht oder Art der Erkrankung. Festzuhalten bleibt jedoch, dass sich das Stereotyp vom häufig erkrankten älteren Mitarbeiter nicht bestätigt.

Quellen: (1) Demografie Netzwerk e.V., Studie von T.Ng (University of Hongkong) und D.Feldmann (University of Georgia), 02/2013 und (2) Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse 2013

10
Mai